2019 - Peer Gessing - hArt Karlsruhe
Peer Gessing, hArt Karlsruhe 2019
Exit I, 2019
Die Organisation der hArt Karlsruhe 2019 ist Teil des Konzeptes. Zur
Leitung der documenta 15 hat man kürzlich eine indonesische
Künstlergemeinschaft berufen. Die Zeit der großen Kuratoren, die nicht
selbst Künstler sind, hat einen Kratzer bekommen. Wenn Künstlerinnen und
Künstler die Sache der Organisation selbst in die Hand nehmen, läuft
die Auswahl von Künstlern und Werken prozessartig, die Absprachen sind
offener und das hat zur Folge, dass sich das Ergebnis erst vor Ort
ergibt. Olga Richter hat zusammen mit anderen Künstlern die Organisation
der hArt übernommen und die Räume in der Gellertstraße 14 in Karlsruhe
möglich gemacht. Die Vernissage mit Performances und Musik sollte Spaß
machen. Die Hängung der Werke erfolgte unter Mitwirkung der
ausstellenden Künstlerinnen und Künstler. Der Weg war auch hier geprägt
von einer offenen Prozesshaftigkeit. Kuratoren und Museumleiter haben in
den letzten Jahrzehnten an Macht gewonnen und gleichzeitig eingebüßt,
denn die Ankaufetats der Museen sind geschrumpft. Neben den großen
Ausstellungen mit dicken Katalogen wird der Einfluss der Sammler und der
Auktionshäuser immer wichtiger für den kommerziellen Erfolg von
Künstlerkarrieren. Außerdem können immer weniger Künstlerinnen und
Künstler vom Verkauf ihrer Werke leben. Kunst sucht daher den Weg hin
zum Menschen, sucht den Schutz von Gemeinschaften und lebt stellenweise
von einer idealisierten Hoffnung „entdeckt zu werden“. Die hArt könnte
sich als Instanz in Karlsruhe als Künstlerbewegung etablieren,
vielleicht sogar an anderen Orten weitergeführt werden. Entscheidend
könnte es sein, ob ein Angebot von der Art Karlsruhe auf der Messe einen
Stand zu bekommen abgelehnt oder angenommen werden würde. Die Pflanze
einer demokratischen Ausstellungskultur ist empfindlich. Die Macherinnen
und Macher sollten sich weiterhin versuchen zurückzunehmen und sich als
Teil eines Ganzen zu verstehen. Der nächste Schritt wird die
Dokumentation der hArt sein. Ich würde mir eine konsequent digitale
Umsetzung wünschen, die dauerhaft fortentwickelt wird. Museen bemühen
sich um die Digitalisierung ihrer Archive mit viel Aufwand und Kosten.
Wieso also nicht gleich mit aller Konsequenz auf Dialog und Transparenz
setzen mit Homepages, Blogs und den sozialen Medien.
Peer Gessing, 2019
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